Dordrechter Synode

Allegorie des Disputs zwischen Remonstranten (rechts) und Contraremonstranten (links): Die Waage neigt sich auf der Seite der Contraremonstranten, aber deshalb, weil Moritz von Oranien sein politisches Gewicht zu ihren Gunsten einbringt, symbolisiert durch das Schwert (Zeitgenössischer Kupferstich: Op de Jonghste Hollantsche Transformatie, Rijksmuseum)[1]

Die Dordrechter Synode (auch Synode von Dordt) war eine nationale Versammlung der niederländischen reformierten Kirche unter Beteiligung von ausländischen reformierten Delegationen, die vom 13. November 1618 bis zum 9. Mai 1619 in Dordrecht stattfand. Die Möglichkeit einer solchen internationalen Zusammenkunft bot ein zwölfjähriger Waffenstillstand (1609–1621) während des Achtzigjährigen Krieges. Auf der Synode wurde vordergründig eine theologische Problematik verhandelt: Um zu begründen, dass die Menschen allein aus Gnade und nicht wegen ihrer guten Werke erlöst werden und das ewige Heil erlangen, lehrte Johannes Calvin († 1564), Gott habe einen Teil der durch den Sündenfall verlorenen Menschen zum Heil bestimmt und die übrigen sich selbst und dem Verderben überlassen (doppelte Prädestination). An den niederländischen Universitäten gab es dazu verschiedene Meinungen. Jacobus Arminius und seine Anhänger, die Remonstranten, schätzten die menschliche Willensfreiheit so ein, dass man damit der göttlichen Gnade auch Widerstand leisten und folglich aus dem Stand der Erwählung herausfallen könnte. Gottes Vorherbestimmung interpretierte Arminius so, dass der allwissende Gott vorhergesehen habe, wie sich die einzelnen Menschen im Lauf ihres Lebens bewährten. Die Contraremonstranten, deren Positionen auf der Synode für verbindlich erklärt wurden, lehrten dagegen, dass Gottes Gnade unwiderstehlich wirke, die Erwählten sie also nicht verlieren könnten und das subjektiv auch wüssten. Eine Abmilderung der Lehre von der doppelten Prädestination brachte Dordrecht insofern, als Gottes Erwählung nun eher als Reaktion auf den Sündenfall (infralapsarisch) interpretiert wurde und eine Festlegung auf die (supralapsarische) Extremposition vermieden wurde, wonach Gott von Ewigkeit her und unabhängig vom Sündenfall Menschen erwählt bzw. verworfen habe. Die Lehrregeln von Dordrecht lassen aber beide Interpretationen zu.

In dem politischen Machtkampf zwischen dem Statthalter Moritz von Oranien und dem Landesadvokaten Johan van Oldenbarnevelt protegierte Oldenbarnevelt die Minderheit der Remonstranten. Sein politischer Einfluss hatte ihnen in den Jahren zuvor genutzt, aber bereits vor Beginn der Synode wurde Oldenbarnevelt durch einen Coup des Statthalters verhaftet. Sein Sturz stand bevor. Damit war auch für die Zeitgenossen klar, dass die Synode von Dordrecht von Contraremonstranten dominiert war und die Remonstranten verurteilen würde. Die Herausforderung bestand eher darin, das durch die jahrelangen Streitigkeiten beschädigte Bild einer einträchtigen reformierten Kirche neu zu bekräftigen und durch die Sitzungen der Synode auch sichtbar und erfahrbar zu machen.

Die Synode hatte durch die stimmberechtigten Delegationen aus mehreren europäischen Staaten ein internationales Gepräge. Der junge Staat der Niederlande wurde damit aufgewertet, und Moritz von Oranien erzielte einen Prestigegewinn.

  1. Vgl. Andreas Pietsch: Die junge Republik und ihre Konfession. Wahrheits- und Interessenkonflikte auf der Synode von Dordrecht (1618/19), Berlin / Boston 2015, S. 264f.

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